Jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit kommen sie. Die CEO-Ansprachen zum Jahreswechsel, die virtuelle Weihnachtsfeier, etc. Immer mehr dieser Meetings finden natürlich auch über UC-Plattformen statt. Und genau dann, wenn Hunderte oder Tausende Mitarbeiter im gleichen Event sind, ist die Qualität sehr schlecht oder (noch schlimmer!) andere Systeme funktionieren nicht merh ordentlich, weil Zoom-Traffic das ganze Netzwerk dicht macht. Warum ist das so und muss das wirklich so sein? Willkommen beim Blogpost Bandbreite sparen mit Zoom Mesh oder die alljährliche Netzwerküberlastung.
Das Problem
In üblichen Webinaren oder Online-Events, senden zwar nur ganz wenige Hosts, aber viele sehen und hören zu. Im Falle einer CEO-Ansprache sollten es nicht nur VIELE, sondern ALLE sein. Klassische UC-Plattformen wie MS Teams oder Zoom, aber auch YouTube & Co senden für jeden Teilnehmer einen eigenen Stream an den Client! Wenn dann jeder hinter seinem eigenen PC sitzt, kommen da ganz schnell ganz viele Streams zusammen, die von der zentralen UC-Plattform-Cloud an den Standort gehen. Ein Bild sagt mehr als viele Worte:
Die Lösungsansätze
Inhouse CDN
Eine Möglichkeit wäre es nun, sogenannte Reflektoren (also zusätzliche Server) in den Standorten zu platzieren, also eine Art inhouse CDN (Content Distribution Network) auch eCDN für Enterprise CDN genannt. Dabei geht EIN Stream an einen Standort und dieser versorgt dann bandbreiten-schonend die vielen inhouse Clients. Das hilft natürlich, bedingt aber zusätzliche Hardware in den Standorten, die wahrscheinlich 99% der Zeit nichts zu tun hätten. Nicht sehr effizient, oder?
ISP-based CDNs
Wird z.B. ein großer Online-Event per MS Teams weltweit übertragen, so werden nicht Tausende Streams von einem Punkt aus an alle Clients geschickt, sondern z.B. die US-Cloud spiegelt den Content-Stream an Cloud-Geschwister in Asien und Europa. Von dort aus werden dann die einzelnen Regionen versorgt. Das hilft dem Plattform-Anbieter, macht aber für den Kunden keinen Unterschied.
Aber gibt es nicht auch eine wirklich elegante Lösung für das Problem?
Ja, die gibt es und sie heißt ZOOM Mesh.
Dabei verbinden sich alle Zoom Clients innerhalb eines LAN-Segments zu einem NETZWEK (=MESH) und wählen Eltern-Nodes, im Weiteren PARENTS genannt. Diese und nur diese Parents empfangen den Stream aus der Plattform. Alle anderen Clients beziehen den Stream von den Parents, d.h. ohne dabei die WAN-Leitungen zusätzlich zu belasten. Sind an einem Standort sehr viele Clients, so kann es auch mehrstufige Ketten geben. Also Parent sendet an x Sub-Parents (=Verteiler) und erst diese wiederum an die Clients.
All das passiert vollkommen automatisch! Einzig eine kleine Firewall-Adaption ist nötig, damit sich die Clients innerhalb des LAN-Segments per Multicast finden und den Content lokal verteilen können.
Nettes Detail dabei: In segmentierten Netzwerken muss kein Multicast-Routing vorhanden sein. Eine weitere Konfiguration im Netzwerk entfällt.
Sollte einer der Parents wegbrechen, so schalten die Clients automatisch auf andere Parents um oder wählen einen neuen zusätzliche Parent, um die Last gleichmäßig zu verteilen.
Technische Daten von Zoom Mesh
Der gesamte Vorgang ist für alle Beteiligten vollkommen transparent und organisiert sich selbst! Das System ZOOM MESH skaliert schon in der ersten Ausbaustufe massiv:
- Ein Parent versorgt maximal 40 Clients.
Damit sinkt die WAN-Bandbreite auf weniger als 5% der ursprünglichen Datenrate! - Bis zu 100 unterschiedliche Locations mit jeweils bis zu 10000 Teilnehmer je Standort
Es können also bis zu 100 Standorte in einem Webinar oder Event sein, bei dem jeweils ein eigens virtuelles eCDN für Bandbreiten-Einsparung sorgt. - Typische Latenz von unter 0,5 Sekunden. Die Teilnehmer merken also keinen Unterschied, ob sie nun einen „direkten“ Stream erhalten ODER ob dieser in Form von „Bandbreite sparen mit Zoom Mesh“ angeliefert wird.
Mit Ausnahme der oben angeführten Firewall Konfiguration (siehe hier ) braucht es nichts mehr als einen aktuellen Zoom Client. Die entsprechende Funktion für Mac und Windows Clients wird mit der Version 5.13 seit gestern ausgerollt. Mobile Clients von Android und iOS werden ebenfalls unterstützt, Zoom Rooms aktuell jedoch noch nicht. Davon gibt es üblicherweise aber auch nicht so viele an einem Standort.
Auf Admin-Seite sorgt der ZOOM MESH ORCHESTRATOR dafür, dass hier diverse Feineinstellungen und Policies definiert werden können. So können z.B. einzelne Clients oder Clientgruppen vom Zoom Mesh ausgenommen werden oder zur Nutzung von Zoom Mesh gezwungen werden. Wenn z.B. ein Standort eine so schwache Internet-Anbindung hat, dass zu viele Webinar-Teilnehmer echte Performance-Probleme für andere Netzwerk-Dienste darstellen würden.
Bandbreite sparen mit Zoom Mesh können ab sofort ausgewählte Kunden. Mit einer generellen Verfügbarkeit ist im Q1/2023 zu rechnen.
Zoom Mesh benötigt eine gesonderte Lizenz, kostet also extra. Die Preise waren zum Zeitpunkt dieses Blogposts noch nicht veröffentlicht. Man kann jedoch davon ausgehen, dass Zoom Mesh
- Nicht sehr teuer sein wird, weil sich auch Zoom jede Menge Bandbreite und CPU-Power in den eigenen Systemen spart!
- Dem Kunden einen signifikanten Mehrwert bringen wird, weil auch große Online-Events über bestehende Internet-Anbindungen realisiert werden können ohne erweitert werden zu müssen, weil Webinare boomen.
Auswirkungen
Mit Zoom Mesh zeigt Zoom einmal mehr, welche Fortschritte bei UC-Plattformen möglich sind. Für die Nutzung ist keinerlei zusätzliche Hardware nötig und auch kein extra Vertrag mit einem externen Dienstleister. Einzig die monatliche Rechnung an Zoom fällt ein wenig höher aus.
Ganz wichtig: Mit diesem Blogpost ist keinesfalls gesagt, dass andere Anbieter nicht auch ähnliche Produkte in der Pipeline oder sogar schon auf dem Markt haben. Als Beispiel sei an dieser Stelle die Akquisition von PEER5 durch Microsoft im Jahr 2021 genannt (siehe hier ).
Ich bin mir sicher, dass Zoom Mesh schon bald bei Heavy Usern von Zoom ausgerollt bzw. eingeschalten werden wird. Die Vorteile sind einfach überzeugend.