Das Dilemma ist altbekannt. Von allen Seiten hört man es:
„Unser Meetingraum klingt schlecht!“
Während früher damit ausschließlich der Sound im Raum selbst gemeint war, beschweren sich heutzutage, also im Zeitalter von Unified Communication und Videokonferenz, meist die Gegenstellen über schlechte Audioqualität. Ein ähnliches Problem sind auch Recordings (Mitschnitte), welche nicht nur zwecks nützlicher Dokumentation angefertigt werden, sondern in vielen Unternehmen schlicht gesetzliche Pflicht sind.
Woran liegt es also, dass wir zwar schon seit Jahrzehnten den Weltraum erobern, aber oftmals nicht einmal unseren CEO verstehen, wenn er per Videokonferenz zugeschalten ist?
An dieser Stelle könnte ich jetzt lange und ausführlich über akustische Albtraum-Architektur referieren oder Sie mit technischen Begriffe wie AEC (Acoustic Echo Cancelling) verwirren.
Wie so oft ist die Lösung vieler (aber sicher nicht aller!) Sound-Probleme im Meetingraum einfach eine Sache der Prioritäten.
Real World Ergebnisse einer Studie
Vor kurzem hat das Branchenmagazin Commercial Integrator eine Studie mit dem Titel “Meeting Room Audio Special Report” präsentiert. Die darin enthaltenen Zahlen sind in der Tat schockierend.
Nur ein paar Highlights:
- 27% der Kunden budgetieren Lautsprecher für den Meetingraum absolut unzureichend
- 66% der Kunden budgetieren Lautsprecher für den Meetingraum ziemlich unzureichend
Das entspricht einer satten Mehrheit von 93%!
- 33% der Kunden budgetieren Mikrofone für den Meetingraum absolut unzureichend
- 49% der Kunden budgetieren Mikrofone für den Meetingraum ziemlich unzureichend
Auch hier überwiegen mit 82% die Sparmeister.
Praktisch alle anderen technischen Komponenten eines Meetingraums haben Priorität über Mikrofone und Lautsprecher in Sachen Budget. Dazu zählen u.a. Displays/Projektoren, Kameras oder auch UC/VC-Codecs.
In anderen Worten: Für den allerwichtigsten Teil wird relativ am wenigsten ausgegeben!
Ja, ich habe soeben den TON als den allerwichtigsten Teil einer Telekonferenz bezeichnet.
Nicht, weil ich etwas gegen VIDEO hätte, aber es ist schlicht unbestreitbare Tatsache. Sie glauben mir nicht?
Eine Videokonferenz, bei der das Video ausfällt, kann problemlos als Voice-Only Call weitergeführt werden. Millionen von täglichen Telefonaten sind ein eindrucksvoller Beweis für eine solche erfolgreiche Kommunikation. Fällt jedoch bei einer Telekonferenz der Ton aus oder wird unverständlich, so muss man die Konferenz wohl oder übel beenden. Ich bin jetzt der Einfachheit halber davon ausgegangen, dass nicht alle Ihrer Mitarbeiter fließend Gebärdensprache beherrschen oder von den Lippen lesen können.
Alle Schuld dem sparsamen Kunden?
Zurück zum Thema Budget:
NEIN, keinesfalls will ich mit diesem Post suggerieren, dass der Endkunde aus purer Bosheit zu wenig Budget zur Verfügung stellt und daher den schwarzen Peter zu bekommen hat! Vielmehr ist es eine gemeinsame Aufgabe aller Beteiligten, das scheinbar einfache Thema Mikrofone und Lautsprecher nicht so stiefmütterlich zu behandeln, sondern ihm eine der Anwendung angemessene Aufmerksamkeit inkl. des nötigen Budgets zu geben.
Neue Entwicklungen helfen bei der Lösung
Speziell im Bereich Mikrofone und Lautsprecher hat es in den letzten Jahren große Entwicklungs-Fortschritte gegeben. DSP-gesteuerte Soundbars, Beamforming bzw. Beamtracking Mikrofone, Mikrofon-Arrays und viele andere technische Neuheiten bieten die Möglichkeit, die Tonqualität im Meetingraum signifikant und nachhaltig zu steigern, ohne gleichzeitig die Optik massiv zu stören. Tontechnik ist im Grunde genommen keine große Hexerei, schon die Akzeptanz einiger weniger physikalischen Grundgesetze genügt, um das Schlimmste zu verhindern. Und auch hier gilt: Theoretisches Fachwissen und kompetente Umsetzung in der Praxis ist mindestens genauso wichtig, wie die neueste technische Entwicklung.
Wenn Sie also wieder einmal „unser Meetingraum klingt schlecht“ hören, dann denken Sie ganz kurz an die alte Geschichte vom schwächsten Glied in der Kette. Gut möglich, dass dem scheinbar so banalem Thema Mikrofone und Lautsprecher einfach zu wenig Bedeutung geschenkt wurde.
In anderen Worten:
Nur mit gutem Ton erreichen Sie die fünfte Stufe im UC-Tantra.
Wie immer freue ich mich auf Ihre Reaktionen hier als Kommentar oder in den sozialen Netzwerken.